5. Der innere Kampf, ein Problem zu melden
2022 führte ich meine Pflicht in der Textarbeit aus. Durch einen Zufall lernte ich Kelli kennen, eine Bezirksleiterin. Aus ihren Erzählungen wusste ich, dass sie schon seit fünf Jahren als Leiterin tätig war. Sie besaß einige Begabungen, war ziemlich schlagfertig und konnte ihre Arbeit gut organisieren. Ich bewunderte sie sehr. Aber ich bekam auch noch etwas anderes über sie mit: Anstatt ihren Mitarbeitern bei Schwierigkeiten in ihrer Pflicht zu helfen, prahlte sie lieber mit ihren eigenen Ergebnissen, nur um zu zeigen, wie fähig sie ist. Das führte dazu, dass die anderen zu ihr aufblickten und sich selbst als unfähig abstempelten. Ich merkte, dass Kelli ziemlich stark angab, aber nur wenig Selbsterkenntnis besaß, und dachte bei mir: „Obwohl Kelli einen guten Verstand und einige Begabungen hat, ist ihr Lebenseintritt ziemlich mangelhaft, und wenn Probleme auftauchen, denkt sie weder über sich nach noch erlangt sie Selbsterkenntnis.“ Später hörte ich auch, dass Schwester Stacey entdeckt hatte, dass Kelli niemanden förderte und die Evangeliumsarbeit einfach schleifen ließ. Stacey hatte Kellis Mitarbeiter gefragt, ob Kelli wirkliche Arbeit leiste. Als Kelli davon erfuhr, dachte sie aber keineswegs über sich selbst nach. Stattdessen entwickelte sie Vorurteile gegenüber ihren Mitarbeitern und auch gegen Stacey. Sie war nicht bereit, mit ihren Mitarbeitern zusammenzuarbeiten und die Arbeit zu besprechen, was zu schlechten Ergebnissen bei der Evangeliumsarbeit führte. Als ich Kelli wiedersah, erfuhr ich, dass ihr Zustand nicht gut war. Sie hatte Angst davor, die Probleme der Brüder und Schwestern zu lösen, und schob die Verantwortung deswegen einfach auf ihre Mitarbeiter ab. Ich war sehr überrascht und dachte: „Kelli ist eine Bezirksleiterin! Ihre Hauptaufgabe ist es doch, über die Wahrheit Gemeinschaft zu halten und Probleme zu lösen. Wie kann sie denn ihre Hauptaufgabe als Leiterin gut erfüllen, wenn sie nicht einmal die Probleme der Brüder und Schwestern lösen kann?“ Andererseits dachte ich mir dann aber auch: „Könnte es sein, dass sie zurzeit einfach auf dem falschen Weg ist? Vielleicht lässt sich ihr Zustand ja durch ein paar Hinweise und etwas Hilfe zum Guten wenden, dann könnte sie ihre Pflicht als Leiterin immer noch tun. Schließlich ist sie seit vielen Jahren Leiterin und kann einige Arbeiten arrangieren und umsetzen. Was ihre Vernachlässigung des Lebenseintritts angeht, sollte ich ihr mehr Hilfe und Hinweise anbieten.“ Also wies ich sie auf das Problem hin. Kelli sagte zwar, sie wolle sich ändern, aber später erfuhr ich: Sie war immer noch den ganzen Tag nur mit Aufgaben beschäftigt und hatte keinerlei Lebenseintritt. Ich dachte bei mir: „Kelli fehlt der Lebenseintritt. Sie kann die Probleme der Brüder und Schwestern nicht lösen und keine wirkliche Arbeit leisten. Könnte sie eine falsche Leiterin sein?“ Aber ich hatte nur ein begrenztes Verständnis von Kellis Verhalten und konnte es immer noch nicht klar erfassen, also meldete ich die Sache nicht an die obere Führungsebene.
Im April 2023 wurde ich entlassen, weil ich nach Ansehen und Status strebte und keine wirkliche Arbeit leisten konnte, und ich dachte nicht mehr über Kellis Angelegenheit nach. Später gab die Kirche einen Brief heraus, in dem die Brüder und Schwestern aufgefordert wurden, alle falschen Leiter oder Antichristen zu melden, die sie entdeckten. Ich dachte an Kelli: „Kelli liebt es, sich zur Schau zu stellen, damit andere sie hochschätzen. Sie nimmt keine Vorschläge von Schwestern an und hegt sogar Vorurteile gegen sie. Außerdem lernt sie keine Lektionen, wenn Probleme auftreten, und es fehlt ihr an Lebenseintritt. Sollte ich ihr Problem an die obere Führungsebene melden, damit die Kirche es untersuchen kann?“ Doch dann dachte ich: „Kelli ist für die Arbeit mehrerer Kirchen verantwortlich. Wenn ich sie fälschlicherweise melde und ihr damit schade oder ihren Zustand beeinträchtige, was zu Verzögerungen bei ihren Pflichten führt, würde ich am Ende selbst für Unterbrechung und Störung sorgen. Ich könnte meine jetzige Pflicht verlieren und im schlimmsten Fall zur Selbstreflexion isoliert werden. Vergiss es. Je weniger Ärger, desto besser. Außerdem ist mein Verständnis der Situation begrenzt, und ich kann nicht völlig sicher sein, dass Kelli eine falsche Leiterin ist. Am besten ist es, wenn ich den Kopf einziehe und die Pflichten, die ich habe, gut tue.“ So dachte ich und ließ den Gedanken, Kellis Problem zu melden, wieder fallen.
In dieser Zeit gab die Kirche häufig Briefe heraus, in denen wir aufgefordert wurden, nach falschen Leitern und Antichristen Ausschau zu halten. Jedes Mal, wenn ich solche Briefe sah, war ich im Zwiespalt. Gerade als ich zögerte, hörte ich, dass eine Schwester eine Kirchenleiterin gemeldet hatte. Nachdem man der Sache nachgegangen war, stellte sich heraus, dass die gemeldete Leiterin nur einige Verdorbenheiten offenbarte und keine falsche Leiterin war, die keine wirkliche Arbeit leistete. Die Person, die die Meldung gemacht hatte, besaß eine arrogante Disposition. Sie nutzte die von der Leiterin offenbarte Verdorbenheit, um sie als falsche Leiterin zu verurteilen. Außerdem schränkte sie andere im Gespräch oft ein und spielte in der Gruppe keine gute Rolle. Schließlich wurde sie zur Selbstreflexion isoliert. Als ich das hörte, war ich alarmiert und dachte: „Wenn ich Kellis Problem melde und sich herausstellt, dass ich falsch lag, wird man dann auch bei mir nachforschen? Ich hatte früher, als ich Leiterin war, einen Antichristen in eine wichtige Position gebracht und damit die Arbeit der Kirche gestört und unterbrochen. Wenn ich diesmal eine falsche Meldung mache und dadurch Kellis Zustand schade und die Kirchenarbeit behindere, werden sich meine Verfehlungen häufen. Werde ich dann am Ende zur Selbstreflexion isoliert oder sogar entfernt? Außerdem habe ich nur ein begrenztes Verständnis von Kelli und kann nicht mit Sicherheit sagen, dass sie eine falsche Leiterin ist. Vergiss es, ich will nicht diejenige sein, die hier den Vorreiter spielt und die Sache meldet. Kelli hat ja auch Kontakt zu anderen Brüdern und Schwestern. Wenn sie also eine falsche Leiterin ist, werden andere ihre Probleme auch bemerken und einen Bericht schreiben. Zu diesem Zeitpunkt kann ich dann Informationen über ihr Verhalten liefern, und auf diese Weise werde ich nicht selbst untersucht. Das wäre doch viel besser.“ Bei diesem Gedanken gab ich die Idee, das Problem zu melden, völlig auf.
Im Juni 2023 gab die Kirche eine Bekanntmachung über den Ausschluss eines Antichristen heraus. Dieser Antichrist, der ein Verantwortlicher war, strebte nach Ansehen und Status und verursachte ernsthafte Störungen und Unterbrechungen in der Arbeit der Kirche. Die Leiterin sagte uns, wenn wir falsche Leiter oder Antichristen in der Kirche entdecken, sollten wir dies umgehend den Oberen melden, um die Arbeit der Kirche zu schützen. Ich dachte wieder an Kelli. Obwohl sie keine Antichristin war, zeigte sie Anzeichen einer falschen Leiterin. Seit ich das Problem bemerkt hatte, waren fast sechs Monate vergangen, und ich hatte mich die ganze Zeit davor gedrückt, es zu melden. Wenn sie wirklich eine falsche Leiterin war, würde das nicht all den Brüdern und Schwestern schaden? Das würde der Arbeit der Kirche einen großen Schaden zufügen! Mir fielen die Worte Gottes ein, die Er sprach, als Er den Antichristen Yan entlarvte: „Es gibt bestimmte Äußerungsformen, wenn Antichristen Dinge tun. Er tat die Dinge nicht nur im Verborgenen; man konnte diese Äußerungsformen persönlich erkennen. Wenn ihr diese Äußerungsformen nicht habt erkennen können, wart ihr dann nicht blind? (Ja.) Wenn es jetzt also wieder so einen gäbe, wärt ihr in der Lage, ihn zu erkennen? Kann jemand wie Yan praktische Arbeit verrichten? Kann er über die Wahrheit Gemeinschaft halten und Probleme lösen? (Nein.) Warum sagt ihr Nein? (Was die Arbeitsergebnisse betrifft, so hat die Kirche viele Probleme gehabt, die lange Zeit nicht gelöst wurden, und der Fortschritt der gesamten Arbeit war unglaublich langsam, und die von uns gedrehten Filme entsprachen nicht den Anforderungen des Hauses Gottes.) Habt ihr erkannt, dass dies ein Problem war, bevor gegen Yan vorgegangen wurde? (Nein.) Was versteht ihr also, nachdem ihr euch Predigten angehört habt? Ihr könnt so schwerwiegende Probleme nicht erkennen, und dann findet ihr immer nur Ausreden und sagt: ‚Wir hatten keinen Umgang mit ihm. Wie konnten wir die Dinge wissen, die er im Verborgenen tat? Wir sind nur gewöhnliche Gläubige, er war ein Leiter. Wir konnten ihm nicht ständig folgen, also ist es nur folgerichtig, dass wir ihn nicht durchschauen konnten und nicht gemeldet haben.‘ Das wolltet ihr doch damit sagen, oder? (Ja.) Welcher Natur ist das? (Wir versuchen, uns unserer Verantwortung zu entziehen.)“ (Das Wort, Bd. 4, Antichristen entlarven: 7. Sie sind niederträchtig, heimtückisch und betrügerisch (Teil 1)). Jedes Wort Gottes traf mich tief ins Herz. Unter dem Vorwand, dass ich die Situation nicht ganz verstünde und nicht durchschauen könnte, hatte ich das Problem immer wieder für mich behalten. In Wirklichkeit hatte ich Kellis Verhalten bemerkt und glaubte, sie könnte eine falsche Leiterin sein, aber ich hatte Angst, dass man mich zur Verantwortung ziehen würde, wenn ich fälschlicherweise Meldung erstattete. Also erfand ich die Rechtfertigung, dass ich nicht viel mit ihr zu tun gehabt hatte und die Dinge nicht klar sehen konnte. Jedes Mal, wenn wir im gemeinschaftlichen Austausch dazu aufgerufen wurden, falsche Leiter und Antichristen zu melden, klagte mich mein Gewissen an, aber ich brachte es immer wieder mit der Ausrede zum Schweigen, dass ich die Sache nicht durchschauen könne. In Wahrheit war diese Ausrede völlig unbegründet, und ich entzog mich nur meiner Verantwortung. Da ich ein Problem bei einer Leiterin erkannt hatte, hätte ich es sofort melden sollen. Selbst wenn ich es nicht durchschauen konnte, hätte ich es ansprechen und die Gemeinschaft mit Brüdern und Schwestern suchen können, die die Wahrheit verstehen, damit es sich nicht so lange hingezogen hätte. Dieses Mal konnte ich dem nicht weiter ausweichen. Doch als ich darüber nachdachte, Kellis Situation zu melden, fiel mir plötzlich ein, dass die Leiterin gesagt hatte, sie wolle mich befördern und fördern. Ich dachte: „Wenn ich das fälschlicherweise melde, verliere ich vielleicht meine Chance auf eine Beförderung und womöglich sogar die Möglichkeit, meine jetzige Pflicht zu tun. Aber wenn ich das Problem nicht melde und Kelli wirklich ein Problem hat, könnte das der Arbeit der Kirche erheblich schaden.“ Bei diesen Gedanken war ich innerlich total zerrissen. Ich wollte wirklich aufstehen und das Problem melden, um die Arbeit der Kirche zu schützen, aber sobald ich an meine eigenen Interessen dachte, war all mein Mut dahin. Mein Gewissen klagte mich ständig an. Ich sah das Problem und meldete es nicht, und obwohl ich Gottes Worte verstand, praktizierte ich sie nicht. Ich schützte die Interessen der Kirche überhaupt nicht. Selbst wenn ich befördert würde, was hätte das für einen Sinn? Ich weinte und trat vor Gott, um zu beten: „Gott, diese Situation, in der ich mich heute befinde, hast Du orchestriert und arrangiert. Es ist auch eine Prüfung für mich, um zu sehen, ob ich Deine Absicht berücksichtigen kann. Ich kämpfe innerlich gerade sehr. Gott, bitte führe mich, damit ich die richtige Wahl treffe.“ Da fiel mir plötzlich ein Satz aus Gottes Worten ein: „Gottes Wesen ist gerecht. Auch wenn es nicht einfach ist, Sein Handeln zu verstehen, ist alles, was Er tut, gerecht; es ist nur so, dass die Menschen das nicht verstehen“ (Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Teil 3). Ja, Gottes Disposition ist gerecht, und ganz gleich, was Gott tut, es ist gerecht. Der Hauptgrund, warum ich mich nicht traute, das Problem zu melden, war, dass ich Gottes gerechte Disposition nicht verstand, was dazu führte, dass ich in einem Zustand des Missverständnisses und der Abwehr lebte. Ich stellte mir Gott wie einen verdorbenen Menschen vor, dem es an Fairness und Gerechtigkeit mangelt – so, als würde ich allein schon dafür, dass ich ein Problem falsch gemeldet oder einen Fehler gemacht habe, sofort isoliert werden, um darüber nachzudenken, oder sogar entfernt werden. Es war wirklich hinterlistig von mir, Gott auf diese Weise zu verdächtigen! Gott ist gerecht, und im Hause Gottes wird alles fair und gerecht gehandhabt. Wenn ich ein Problem mit einer Leiterin melde, wird die Kirche es nach den Grundsätzen untersuchen und behandeln. Wenn Kelli wirklich eine falsche Leiterin war, würde sie umgehend entlassen werden. Aber wenn sie keine falsche Leiterin war, würde die Kirche auf ihr Problem hinweisen und ihr helfen, damit sie über sich selbst nachdenken und eintreten konnte, und auch das wäre eine gute Sache. Bei diesem Gedanken fühlte ich mich etwas erleichtert.
Später las ich eine weitere Passage von Gottes Worten, die mir einen Weg der Praxis aufzeigte. Der Allmächtige Gott sagt: „Manchmal erscheinen falsche Leiter und Antichristen eine Zeit lang auf der Bühne, und sie offenbaren bestimmte Probleme. Manche Leute können vielleicht nur sehen, dass es Probleme gibt, sind aber weder in der Lage, deren Wesen und Wahrheit zu durchschauen, noch wissen sie, wie sie sie lösen sollen – auch das ist eine Form von mangelndem Erkennungsvermögen. Was sollte man unter solchen Umständen tun? In solchen Zeiten solltet ihr die Sache von jemandem beurteilen lassen, der die Wahrheit versteht. Wenn mehrere Menschen Verantwortung übernehmen können, alle gemeinsam suchen, Gemeinschaft halten und die Angelegenheit besprechen, dann könnt ihr alle zu einem Konsens gelangen und das Wesen des Problems durchschauen, und dann werdet ihr in der Lage sein, zu erkennen, ob es sich um falsche Leiter und Antichristen handelt. Es ist nicht so schwierig, das Problem der falschen Leiter und Antichristen zu lösen; falsche Leiter verrichten keine praktische Arbeit und sind leicht zu durchschauen; Gleiches gilt für Antichristen, die die Kirchenarbeit stören und unterbrechen – auch sie sind leicht zu durchschauen. Bei all dem geht es um das Problem, dass Gottes auserwähltes Volk bei der Ausführung seiner Pflichten gestört wird, und ihr solltet solche Menschen melden und aufdecken – nur so könnt ihr verhindern, dass die Kirchenarbeit verzögert wird. Das Melden und Aufdecken von falschen Leitern und Antichristen ist eine entscheidende Arbeit, die garantiert, dass Gottes auserwähltes Volk seine Pflichten gut ausführen kann, und alle in Gottes auserwähltem Volk tragen diese Verantwortung. Ganz gleich, wer es ist, solange es sich um einen falschen Leiter oder einen Antichristen handelt, sollte Gottes auserwähltes Volk ihn aufdecken und ans Licht bringen, und auf diese Weise werdet ihr eurer Verantwortung gerecht. Solange das gemeldete Problem der Wahrheit entspricht und es sich wirklich um einen Vorfall mit einem falschen Leiter oder Antichristen handelt, wird das Haus Gottes es immer zeitnah und im Einklang mit den Grundsätzen handhaben“ (Das Wort, Bd. 4, Antichristen entlarven: 7. Sie sind niederträchtig, heimtückisch und betrügerisch (Teil 1)). Ja, wenn ich in der Kirche auf falsche Leiter oder Antichristen treffe und das Wesen des Problems nicht durchschauen kann, kann ich mit denen, die die Wahrheit verstehen, Gemeinschaft halten und es so gemeinsam unterscheiden. Auf diese Weise kann ich zu einem genaueren Verständnis gelangen. Da ich nicht klar erkennen konnte, ob Kelli eine falsche Leiterin war, hätte ich die Gemeinschaft mit anderen suchen können. Durch Suchen und gemeinschaftlichen Austausch hätte ich ein klareres Verständnis für die Grundsätze dieses Aspekts erlangen können. Ich sprach dann mit meiner Arbeitspartnerin, Schwester Shirley, über diese Angelegenheit. Shirley war auch der Meinung, dass Kelli den falschen Weg beschritt, und schlug vor, dass ich es den Oberen melden sollte. Sie fragte mich auch, welche Bedenken mich davon abgehalten hatten, das Problem zu melden. Durch Shirleys Frage wurde mir klar, dass ich die ganze Zeit nur gezögert hatte, das Problem zu melden, weil ich einzig und allein mich selbst und meine eigenen Interessen schützen wollte. Ich war so egoistisch und verachtenswert!
Mir fiel eine Passage aus Gottes Worten ein, die ich dann heraussuchte und las. Gott sagt: „Die meisten Menschen wollen nach der Wahrheit streben und sie praktizieren, aber zumeist sind sie lediglich dazu entschlossen und haben den Wunsch, es zu tun; die Wahrheit ist nicht zu ihrem Leben geworden. Infolgedessen verlieren sie den Mut, aufzustehen und ihre Stimme zu erheben, wenn sie bösen Kräften oder bösen und schlechten Menschen begegnen, die Böses tun, oder falschen Leitern und Antichristen, deren Handeln gegen die Grundsätze verstößt, wodurch sie die Arbeit der Kirche stören und Gottes auserwähltem Volk schaden. Was bedeutet es, keinen Mut zu haben? Bedeutet es, dass man zaghaft oder unartikuliert ist? Oder liegt es daran, dass man nicht gründlich versteht, und daher nicht das Selbstvertrauen hat, sich zu Wort zu melden? Weder noch. In erster Linie rührt das daher, dass verdorbene Dispositionen dich einschränken. Eine der verdorbenen Dispositionen, die du offenbarst, ist die hinterlistige Disposition; wenn dir etwas widerfährt, denkst du als erstes an deine eigenen Interessen, an die Folgen und daran, ob es für dich von Vorteil sein wird. Das ist eine hinterlistige Disposition, nicht wahr? Eine weitere ist die egoistische und niederträchtige Disposition. Du denkst: ‚Was hat ein Verlust für die Interessen des Hauses Gottes mit mir zu tun? Ich bin kein Leiter, was kümmert es mich also? Es hat nichts mit mir zu tun. Es ist nicht meine Verantwortung.‘ Du hast solche Gedanken und findest solche Worte nicht bewusst, sie werden von deinem Unterbewusstsein produziert – das ist die verdorbene Disposition, die offenbart wird, wenn Menschen mit einem Problem konfrontiert sind. Verdorbene Dispositionen wie diese bestimmen die Art und Weise, wie du denkst, sie fesseln deine Hände und Füße und kontrollieren, was du sagst. In deinem Herzen willst du aufstehen und sprechen, aber du hast Bedenken, und selbst wenn du den Mund aufmachst, redest du um den heißen Brei herum und lässt dir Spielraum, oder du machst Ausflüchte und sprichst nicht die Wahrheit. Menschen mit klaren Augen können das sehen; in Wahrheit weißt du in deinem Herzen, dass du nicht alles gesagt hast, was du hättest sagen sollen, dass das, was du gesagt hast, keine Wirkung hat, dass du nur so getan hast, als ob, und dass das Problem nicht gelöst wurde. Du bist deiner Verantwortung nicht gerecht geworden, aber du behauptest, du seist deiner Verantwortung gerecht geworden oder dir sei nicht klar gewesen, was da ablief. Ist das wahr? Und ist es das, was du wirklich denkst? Stehst du dann nicht völlig unter der Kontrolle deiner satanischen Disposition? … Du suchst nie nach der Wahrheit, geschweige denn dass du sie praktizierst. In deinem Herzen betest du nur ständig, fasst Entschlüsse, machst Beschlüsse und gelobst. Und was kommt dabei heraus? Du bleibst ein Ja-Sager und sprichst nicht über die Probleme, denen du begegnest. Wenn du böse Menschen siehst, kümmerst du dich nicht darum. Du reagierst nicht, wenn jemand Böses tut oder stört, und du hältst dich heraus, wenn du nicht persönlich betroffen bist. Du denkst: ‚Ich spreche nicht über etwas, das mich nicht betrifft. Solange es nicht meine Interessen, meine Eitelkeit oder mein Image verletzt, ignoriere ich ausnahmslos alles. Ich muss sehr vorsichtig sein, denn der Nagel, der herausragt, den trifft der Hammer. Ich werde keinen Blödsinn machen!‘ Du wirst hundertprozentig und unerschütterlich von deinen verdorbenen Dispositionen der Niederträchtigkeit, List, Unnachgiebigkeit und der Abneigung der Wahrheit beherrscht. Sie sind für dich schwerer zu ertragen als das sich zusammenziehende goldene Stirnband, das der Affenkönig trägt. Das Leben unter der Kontrolle verdorbener Dispositionen ist so anstrengend und qualvoll!“ (Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Teil 3). Gottes Entlarvung spiegelt exakt meinen Zustand wider. Ich wusste, dass es bei Kelli ein Problem gab, das den Oberen gemeldet werden musste. Besonders nachdem ich die Briefe von Gottes Haus gelesen hatte, in denen zur Meldung von falschen Leitern und Antichristen aufgerufen wurde, hatte ich mehrmals in Erwägung gezogen, das Problem zu melden. Aber ich hatte Angst, dass ich meine Pflicht verlieren oder zur Selbstreflexion isoliert werden könnte, wenn ich eine falsche Meldung machte. Ich hatte immer nur meine eigenen Interessen im Sinn. In entscheidenden Momenten konnte ich nicht einmal ein Wort sagen, um für die Interessen des Hauses Gottes einzutreten, und traute mich nicht, ein Problem zu melden. Ich war wirklich ein erbärmlicher Nichtsnutz! Ich wusste genau, dass Kelli für mehrere Kirchen verantwortlich war, und wenn sie wirklich eine falsche Leiterin wäre, würde das die Arbeit der Kirche erheblich beeinträchtigen und der Lebenseintritt vieler Brüder und Schwestern würde Schaden nehmen. Aber wenn ich daran dachte, dass das Melden des Problems mir keinen Nutzen bringen und sogar meinen Interessen schaden könnte, versuchte ich, mich selbst zu schützen, erfand Ausreden, um mich der Verantwortung zu entziehen, und wartete darauf, dass andere vortraten und es meldeten. Ich sorgte mich nur um meine eigenen Interessen und kümmerte mich überhaupt nicht um die Auswirkungen auf die Arbeit der Kirche oder den Lebenseintritt der Brüder und Schwestern. Solange ich keine Verluste erlitt, war mir alles andere egal. Selbst wenn ich Probleme bei der Leiterin sah, drückte ich ein Auge zu und brachte mein Gewissen zum Schweigen, obwohl es sich meldete. Ich habe bei allem nur meine eigenen Interessen bedacht. Ich war wirklich hinterlistig, egoistisch und verachtenswert! Früher hatte ich geglaubt, ich hätte einen Sinn für Gerechtigkeit und könnte die Probleme anderer Brüder und Schwestern aufzeigen und enthüllen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, traute ich mich früher nur deshalb, Probleme aufzuzeigen und zu enthüllen, weil es meine Interessen nicht berührte. Jetzt, wo es direkt um meine eigenen Interessen ging, machte ich einen Rückzieher wie eine Schildkröte und hatte keinerlei Integrität mehr. Während dieser Zeit erinnerte ich mich auch an Gottes Worte und wusste, wie ich mich angemessen verhalten sollte, aber ich stellte meine eigenen Interessen über alles, und obwohl ich die Wahrheit verstand, konnte ich sie nicht praktizieren. Ich war nicht nur egoistisch und verachtenswert, sondern auch unnachgiebig und der Wahrheit abgeneigt. Nachdem ich so viele von Gottes Worten gelesen hatte, fehlte mir in den entscheidenden Momenten, in denen ich hätte aufstehen müssen, um die Interessen der Kirche zu wahren, der Mut. Ich hatte Gottes Worte wirklich so viele Jahre umsonst gehört; ich hatte keinerlei Zeugnis!
Später las mir Shirley eine Passage aus Gottes Worten vor: „Lasst Mich offen sprechen: Wenn du nicht den rechten Weg gehst oder die Wahrheit nicht praktizierst, wenn du dich unter dem Deckmantel des Glaubens an Gott versteckst, aber genauso leben willst wie die Nichtgläubigen und zügellos handelst, dann ist dein Glaube an Gott bedeutungslos. Warum sage Ich, er ist bedeutungslos? Worin liegt die Bedeutung des Glaubens an Gott? Sie liegt darin, dass sich der Weg, den die Menschen gehen, ihre Lebensanschauung sowie ihre Lebensrichtung und -ziele nach dem Eintritt in den Glauben an Gott vollständig verändern und von Grund auf anders werden als bei denen, die nicht an Gott glauben – nämlich den weltlichen Menschen und den Teufeln –, sodass der Weg der Gläubigen dem ihren völlig entgegengesetzt ist. Und worin besteht diese entgegengesetzte Richtung? Darin, ein guter Mensch zu sein, jemand zu sein, der sich Gott unterwirft und der das Abbild eines Menschen trägt. Wie kannst du das also erreichen? Du solltest dich darauf konzentrieren, nach der Wahrheit zu streben, und nur dann wirst du dich ändern können. Wenn du nicht nach der Wahrheit strebst oder die Wahrheit nicht praktizierst, dann hat dein Glaube an Gott keine Bedeutung oder keinen Wert, dein Glaube ist eine leere Hülle – nichts als trügerische, teuflische Worte, leere Phrasen, völlig ohne Wirkung“ (Das Wort, Bd. 4, Antichristen entlarven: 7. Sie sind niederträchtig, heimtückisch und betrügerisch (Teil 1)). Gottes Worte trafen mich tief ins Herz. Ich hatte so viele Jahre an Gott geglaubt und so viele Seiner Worte gelesen, doch in entscheidenden Momenten praktizierte ich die Wahrheit nicht. Ich lebte genau wie eine Nichtgläubige, geleitet von Satans Philosophien, wie etwa: „Lass die Dinge treiben, wenn sie dich persönlich nicht betreffen“ und „Kluge Menschen wissen sich zu schützen und bemühen sich, nur keine Fehler zu machen.“ Bei allem schützte ich meine eigenen Interessen, ohne Gottes Absichten auch nur im Geringsten zu berücksichtigen. Ich bekannte mich zum Glauben an Gott, aber Seine Worte praktizierte ich nicht. War ich nicht zu einer Ungläubigen geworden? Gott rettet keine Ungläubigen. Wenn ich keine Buße tat und weiterhin die Wahrheit nicht praktizierte, würde ich nur ausgemustert werden. Ich durfte nicht länger meine eigenen Interessen schützen; ich musste das Problem mit Kelli an die obere Führungsebene melden. Am nächsten Tag verfasste ich den Bericht über Kellis Problem und reichte ihn bei den oberen Leitern ein.
Kurz darauf vereinbarte Bruder Rupert von der oberen Ebene ein Treffen mit mir, um das Problem mit Kelli zu verstehen. Als ich erwähnte, dass ich früher bei meinen Pflichten Verfehlungen begangen hatte und befürchtete, dass ich, wenn ich dieses Problem fälschlicherweise meldete, zur Selbstreflexion isoliert werden und die Gelegenheit verlieren könnte, meine Pflicht zu tun, sagte Rupert, dass dies einen Mangel an Verständnis für Gottes gerechte Disposition und für die Grundsätze zeige, nach denen das Haus Gottes mit Menschen umgeht, und er hielt mit mir über diesen Aspekt der Wahrheit Gemeinschaft. Durch Ruperts gemeinschaftlichen Austausch erlangte ich schließlich ein gewisses Verständnis. Das Haus Gottes behandelt Menschen auf der Grundlage ihrer Wesensnatur und ihres beständigen Verhaltens. Wenn meine Absichten richtig wären und darauf abzielten, die Interessen des Hauses Gottes zu schützen, dann würden die Brüder und Schwestern, selbst wenn ich aufgrund mangelnden Urteilsvermögens ein Problem fälschlicherweise meldete, mit mir Gemeinschaft halten, um es zu korrigieren, und ich würde nicht entlassen oder isoliert werden, nur weil ich einmalig einen Fehler bei der Meldung eines Problems gemacht hatte. Wenn ich jedoch weiterhin nach Satans Philosophien lebte, die Wahrheit nicht praktizierte und die Interessen des Hauses Gottes nicht schützte, und wenn meine Haltung gegenüber der Wahrheit von Abneigung und Unnachgiebigkeit geprägt war, dann würde ich, selbst wenn ich keine Fehler machte, am Ende doch enthüllt und ausgemustert werden. Ich erinnerte mich daran, dass ich gesehen hatte, wie eine Schwester nach der Meldung eines Problems zur Selbstreflexion isoliert worden war, aber das lag nicht daran, dass sie ein Problem fälschlicherweise gemeldet hatte. Es lag daran, dass ihre Disposition zu arrogant war, sie andere ständig einschränkte und in ihrem Team keine positive Rolle spielte. Sie zur Selbstreflexion zu isolieren, sollte ihr eine Chance zur Buße geben. Solange sie ihre verdorbene Disposition erkannte und aufhörte, Störungen zu verursachen, hätte sie immer noch die Möglichkeit, gerettet zu werden. In all den Jahren meines Glaubens an Gott hatte ich niemanden gesehen, der wegen der Meldung von Problemen mit falschen Leitern ausgemustert wurde. Das Haus Gottes behandelt Menschen tatsächlich auf der Grundlage ihrer Wesensnatur und ihres beständigen Verhaltens. Später, nachdem die oberen Leiter Kellis Verhalten verstanden und überprüft hatten, stellten sie fest, dass sie nicht nur keinen Lebenseintritt hatte und keine wirkliche Arbeit leisten konnte, sondern auch ein starkes Verlangen nach Status besaß. Sie bezeugte ständig sich selbst, setzte Mitarbeiter herab und unterdrückte und quälte andere. Sobald sie feststellte, dass jemand sie nicht ernst nahm, hegte sie einen Groll, und wenn jemand es wagte, auf ihre Probleme hinzuweisen oder anderer Meinung war als sie, behandelte sie diese sogar als Andersdenkende und Feinde. Aufgrund von Kellis Verhalten wurde festgestellt, dass sie eine falsche Leiterin war, die den Weg eines Antichristen beschritt, und sie wurde entlassen und isoliert. Die Leiter erwähnten auch, dass das von mir gemeldete Problem entscheidend war, und ermutigten mich, in Zukunft alle weiteren Probleme, die ich entdecke, umgehend zu melden. Als ich sah, dass Kelli entlassen wurde und die Kirche nicht mehr von einer falschen Leiterin gestört und unterbrochen wurde, empfand ich tiefe Dankbarkeit gegenüber Gott!
Jedes Mal, wenn ich daran denke, wie mir der Mut fehlte, das von mir entdeckte Problem zu melden, wie ich mich nur darauf konzentrierte, meine eigenen Interessen zu schützen, ohne die Interessen des Hauses Gottes zu wahren, und wie ich zuließ, dass sich das Problem mit der falschen Leiterin über ein halbes Jahr hinzog, bevor es angegangen wurde, hasse ich, wie egoistisch und verachtenswert ich war und wie stark ich von meiner verdorbenen Disposition gefesselt war. Es waren Gottes Worte, die mich dazu brachten, den Einfluss der Finsternis zu durchbrechen und mir den Mut gaben, das Problem zu melden und die Interessen der Kirche zu schützen. Ich bin Gott von ganzem Herzen wirklich dankbar!