76. Selbstreflexion nach der Neuzuweisung der Pflichten
Im September 2020 war ich für die Koordination der Nachbearbeitungsarbeit von Hymnen-Audios zuständig. Ich kümmerte mich um alle großen und kleinen Angelegenheiten im Team, und der Teamleiter zog mich bei verschiedenen Fragen zu Rate. Auch die Brüder und Schwestern waren bereit, ihre Zustände und Schwierigkeiten mit mir zu besprechen. Der Teamleiter sagte: „Im Laufe der Jahre sind in unserem Team viele Koordinatoren gekommen und gegangen, aber du bist diejenige, die hier am längsten gedient hat. Du kannst alle Aspekte der Arbeit gut bewältigen und bist eine wirklich fähige Koordinatorin.“ Und wenn ich mit den Brüdern und Schwestern Gemeinschaft hielt, hörte ich manchmal Sätze wie: „Der gemeinschaftliche Austausch mit dir lässt mich die Dinge viel klarer sehen.“ Jedes Mal, wenn ich so etwas hörte, war ich innerlich zutiefst zufrieden. Ich dachte, dass ich die für diese Pflicht am besten geeignete Besetzung war, und dass sie den Wert meiner Existenz am besten verkörperte. Deswegen liebte ich diese Pflicht sehr.
Unerwarteterweise wurde ich im Januar 2023 aus Arbeitsgründen dem Team für Liedaufnahmen neu zugewiesen. Ich hatte über vier Jahre lang keine Lieder mehr aufgenommen und musste mir daher viele Fertigkeiten und Techniken von Grund auf neu aneignen. Ich war mit einem Mal das Teammitglied mit den geringsten Fähigkeiten. Früher, als ich noch Koordinatorin war, kamen die anderen Teammitglieder immer zu mir, um sich in den verschiedensten Angelegenheiten Rat zu holen. Jetzt musste ich wegen allem andere fragen. Jeder im Team konnte hergehen und mich bei meiner Arbeit anleiten und auf meine Fehler hinweisen, was mir sehr unangenehm war. Ich dachte bei mir: „Früher war ich diejenige, die für andere die Aufgaben eingeteilt hat. Aber jetzt kann jeder mich anweisen. Wo kann ich mein Gesicht verbergen? Was werden die Brüder und Schwestern von mir denken? Das geht nicht. Ich muss fleißig Singen praktizieren und danach streben, meine Fertigkeiten so schnell wie möglich zu verbessern, damit die anderen nicht ständig auf meine Fehler hinweisen.“ Trotz all meiner Bemühungen wies meine Gesangstechnik immer noch viele Mängel auf. Das Gleiche passierte bei den Dreharbeiten der Chorvideos. Da ich lange nicht bei einem Dreh mitgewirkt hatte, wirkte mein Ausdruck unnatürlich. Obwohl ich intensiv übte, konnte ich nur in der hintersten Reihe stehen, als Teil des Hintergrunds. Während des ganzen Liedes gab es kaum eine Einstellung, die mich erfasste. Das machte mich noch verbitterter. Ich dachte: „Ich kann nicht gut singen, und meine Performance ist auch nicht gut. Ich bin in jeder Hinsicht die Schlechteste. Egal, wie sehr ich mich anstrenge, ich kann mit den anderen einfach nicht mithalten. Bin ich dazu bestimmt, für immer im Hintergrund zu bleiben? Was ist dann der Wert davon, diese Pflicht zu tun? Wie kann ich da noch irgendjemandem unter die Augen treten?“ Als ich an meinen vergangenen „Ruhm“ dachte und ihn mit meinem jetzigen „Absturz“ verglich, weinte ich aus Gram. Die Situation war so schmerzhaft und bedrückend für mich. Ich verlor jeglichen Enthusiasmus und spielte sogar mit dem Gedanken, das Team zu verlassen. Ich sehnte mich immer mehr nach meiner Zeit als Koordinatorin und malte mir ständig aus, eines Tages in diese Rolle zurückzukehren. Dann müsste ich nicht so leiden, könnte meine Pflicht mit Leichtigkeit tun, die Aufgaben anderer souverän einteilen und weiterhin das Gefühl genießen, von den Brüdern und Schwestern hoch angesehen zu werden. Ich wusste, dass mein Zustand nicht richtig war. In meinem Schmerz trat ich vor Gott, um zu beten, und bat Ihn, mich aus diesem Zustand herauszuführen.
Während meiner Andachten dachte ich immer wieder nach: Es ist normal, mit den Fertigkeiten in einer neuen Pflicht nicht vertraut zu sein. Die Brüder und Schwestern hielten auch Gemeinschaft mit mir, ermutigten mich, mir keine Sorgen zu machen, und sagten, dass ich durch Übung mit der Zeit besser werden würde. Aber warum fühlte ich mich bei dem, was für andere normal schien, oft so negativ und wollte am liebsten davonlaufen? Ich las diese Worte Gottes: „Keiner soll sich für perfekt, vornehm, edel oder anders als die anderen halten; all dies wird durch die arrogante Disposition und die Unwissenheit des Menschen hervorgerufen. Sich immer für etwas Besonderes zu halten – das wird durch eine arrogante Disposition herbeigeführt; niemals die eigenen Unzulänglichkeiten akzeptieren zu können und niemals imstande zu sein, sich den eigenen Fehlern und dem eigenen Scheitern zu stellen – das wird durch eine arrogante Disposition verursacht; niemals zuzulassen, dass andere höher als man selbst stehen oder besser als man selbst sind – das wird durch eine arrogante Disposition verursacht; niemals zuzulassen, dass die Stärken anderer die eigenen Stärken in den Schatten stellen – dies wird durch eine arrogante Disposition verursacht; niemals zuzulassen, dass andere bessere Gedanken, Vorschläge und Ansichten haben als man selbst, und wenn man feststellt, dass andere besser sind als man selbst, negativ zu werden, nicht sprechen zu wollen, sich bedrückt und niedergeschlagen zu fühlen und sich aufzuregen – all dies wird durch eine arrogante Disposition verursacht. Eine arrogante Disposition kann dazu führen, dass du deinen Ruf schützt, unfähig bist, zu akzeptieren, dass andere dich korrigieren, unfähig bist, dich mit deinen eigenen Unzulänglichkeiten auseinanderzusetzen, und unfähig bist, die eigenen Misserfolge und Fehler zu akzeptieren. Mehr noch, wenn jemand besser ist als du, kann das in deinem Herzen Hass und Eifersucht aufkommen lassen, und du kannst dich so eingeengt fühlen, dass du deine Pflicht nicht erfüllen willst und sie nachlässig ausführst. Eine arrogante Disposition kann dazu führen, dass diese Verhaltensweisen und Praktiken in dir zum Vorschein kommen“ (Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Die Prinzipien, nach welchen man sich verhalten sollte). Ich verglich mich mit Gottes Worten und dachte über mich nach. Mir wurde klar, dass meine Natur zu arrogant war. In den vergangenen zwei Jahren hatte ich bei meiner Koordinationspflicht einige Erfahrungen gesammelt und einige Ergebnisse erzielt. Das ließ mich denken, ich sei klug und in meiner Arbeit leistungsfähig, und dass ich in jeder Gruppe die Anführerin sein müsse. Ich glaubte, ich sollte diejenige sein, die die Arbeit für andere einteilt, und nicht umgekehrt. Selbst nachdem ich einer Pflicht zugewiesen wurde, die das Erlernen neuer Fertigkeiten erforderte, meinte ich, schneller lernen zu müssen als alle anderen. Andere Teammitglieder hatten mit ihrem Gesang zu kämpfen gehabt und hatten Monate oder sogar noch länger gebraucht, um ihre Stimmen allmählich mit denen der anderen in Einklang zu bringen. Ich jedoch erwartete von mir, sie innerhalb weniger Wochen einzuholen. Als ich diese Erwartung nicht erfüllte, wurde ich verärgert und negativ. Als ich während der Dreharbeiten sah, dass andere Brüder und Schwestern einen besseren Ausdruck und eine bessere Verfassung hatten als ich, fühlte ich mich ebenfalls unwohl. Als ich nicht in vielen Einstellungen zu sehen war, wurde ich negativ und dachte sogar daran, meine Gesangspflicht aufzugeben. Ich konnte in einer Umgebung, die anderen gewöhnlich erschien, einfach nicht weitermachen. Schon der kleinste Rückschlag oder eine Schwierigkeit ließ mich davor zurückschrecken, meine Verantwortung zu übernehmen und meine Pflicht aufgeben zu wollen. Ich war wirklich arrogant und bar jeder Vernunft! Wenn die Brüder und Schwestern mir Anleitung und Hilfe anboten, konnte ich nicht richtig damit umgehen und empfand es sogar als eine Verletzung meines Stolzes. Ich erkannte, dass meine Bedrängnis und Negativität nicht daher rührten, dass ich meine Pflicht nicht gut genug getan hatte, um Gott zufriedenzustellen, sondern daher, dass ich die Schlechteste in der Gruppe war und nicht die Bewunderung und das Lob der Brüder und Schwestern erlangen konnte. Dann las ich einen weiteren Abschnitt von Gottes Worten: „Mit welchem Ziel wollen sie die Menschen dazu bringen, sie zu schätzen? (Sie wollen Status in den Köpfen der Menschen erlangen.) Wenn du Status in den Köpfen anderer erlangst, dann sind sie dir gegenüber respektvoll und sind besonders höflich, wenn sie mit dir reden. Sie schauen stets zu dir auf, lassen dir bei allem den Vortritt, machen dir Platz und schmeicheln und gehorchen dir. Sie wenden sich mit allen Fragen an dich und lassen dich entscheiden. Und du erfreust dich daran – du denkst, dass du stärker und besser als alle anderen bist. Jeder mag dieses Gefühl. So fühlt es sich an, wenn man im Herzen anderer Status genießt; die Menschen wollen diesem Gefühl frönen. Aus diesem Grund wetteifern Menschen um Status, und jeder Mensch will in den Herzen der anderen zu Status kommen, von ihnen geschätzt und von ihnen verehrt werden. Könnten sie daraus keine solche Freude ziehen, würden sie nicht nach Status streben. Wenn du zum Beispiel keinen Status im Kopf eines anderen hast, würde diese Person mit dir auf Augenhöhe verkehren und dich wie jemand gleichwertigen behandeln. Sie würde dir, wenn nötig, widersprechen, wäre dir gegenüber nicht höflich oder respektvoll und würde sich vielleicht sogar abwenden, bevor du ausgeredet hättest. Würde dich das verärgern? Es gefällt dir nicht, wenn die Leute dich so behandeln; du magst es, wenn sie dir schmeicheln, zu dir aufschauen und dich immerzu verehren. Es gefällt dir, wenn du immer im Mittelpunkt stehst, sich alles um dich dreht und alle dir zuhören, zu dir aufschauen und sich deiner Führung unterwerfen. Handelt es sich hierbei nicht um den Wunsch, wie ein König zu herrschen, Macht zu haben? Deine Worte und Handlungen werden vom Streben nach Status und dessen Erwerb angetrieben, und du streitest dich darum, greifst danach und wetteiferst mit anderen darum. Dein Ziel besteht darin, eine bestimmte Position einzunehmen, so dass Gottes auserwähltes Volk auf dich hört, dich unterstützt und dich verehrt. Sobald du diese Position eingenommen hast, hast du Macht erlangt und kannst die Vorzüge von Status, die Bewunderung anderer und all die anderen Vorteile, die mit dieser Position einhergehen, genießen“ (Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Die Prinzipien, nach welchen man sich verhalten sollte). Nachdem ich Gottes Worte gelesen hatte, war ich tief bewegt und verstand sofort, dass meine Schwierigkeit, meine frühere Pflicht der Koordination loszulassen, von meinem starken Wunsch kam, bewundert zu werden, und von meinem Verlangen nach den Vorteilen des Status. Wenn ich in meinem vorherigen Team alles gut organisierte, bekam ich viel Lob. Die Brüder und Schwestern respektierten meine Meinung, der Teamleiter besprach alles mit mir und alle waren sehr höflich zu mir. In dieser Umgebung fühlte ich mich sehr wichtig und ich erhielt Aufmerksamkeit und Bewunderung von allen. Das gefiel mir sehr. Als ich mit der Gesangspflicht begann, konnte ich mit den anderen in vielerlei Hinsicht nicht mithalten. Niemand fragte mehr nach meiner Meinung oder bat mich um Rat bei Arbeitsangelegenheiten. Stattdessen erhielt ich oft Tipps, also wollte ich dieser Situation entkommen. Um das Niveau meiner Fertigkeiten zu verbessern, übte ich das Singen von früh bis spät, und gab mir mehr Mühe als die anderen, in der Hoffnung, dass ich eines Tages wieder Lob und Bewunderung erhielte. Auch wenn ich nicht die Beste war, wollte ich wenigstens nicht mehr wie jetzt in jeder Hinsicht ignoriert werden. Ich wusste, dass es Zeit brauchen würde, um meinen Gesang zu verbessern, trotzdem wollte ich schnell Ergebnisse sehen. Als ich nach einiger Zeit und Anstrengung keinen großen Fortschritt sah, wurde ich negativ und verlor meine Motivation. Jetzt erkannte ich, dass es mir nicht nur darum ging, die Lieder gut zu singen, sondern auch darum, das Niveau meiner Fertigkeiten schnell zu verbessern, um der aktuellen Situation zu entkommen, in der ich vernachlässigt und übersehen wurde. Ich wollte in der Gruppe geschätzt werden. Ich verglich mein Verhalten mit dem, was Gottes Worte aufdeckten, und mir wurde klar, dass ich nicht von anderen angeleitet werden wollte, nicht ignoriert werden wollte und immer das letzte Wort und die Kontrolle in der Gruppe haben wollte. Ich suchte Unterstützung und Bewunderung und wollte einen festen Platz in den Herzen aller haben. Bedeutete das nicht, den Weg der Antichristen zu beschreiten? Ich bekam Angst und betete schnell zu Gott: „Oh Gott, ich war starrsinnig und rebellisch in letzter Zeit. Nur weil ich nicht die Bewunderung und Aufmerksamkeit der Brüder und Schwestern bekam, wollte ich meine Pflichten vernachlässigen und meine Pflicht aufgeben. Ich konnte mich Deiner Herrschaft und Deinen Anordnungen nicht unterwerfen. Jetzt erkenne ich, dass mein Weg falsch war. Ich bin bereit, Buße zu tun. Bitte hilf mir, mich selbst besser zu verstehen.“
Danach las ich einen weiteren Abschnitt von Gottes Wort: „Für Antichristen sind Ruf und Status ihr Leben und ihr lebenslanges Ziel. Bei allem, was sie tun, ist ihr erster Gedanke: ‚Was wird mit meinem Status passieren? Und mit meinem Ruf? Wird mir das, wenn ich es tue, einen guten Ruf verschaffen? Wird es meinen Status in den Köpfen der Menschen erhöhen?‘ Das ist das Erste, woran sie denken, und das ist ein hinreichender Beweis dafür, dass sie die Disposition und das Wesen von Antichristen haben; das ist der Grund, warum sie diese Dinge auf diese Weise berücksichtigen. Man kann sagen, dass Ruf und Status für Antichristen keine zusätzlichen Anforderungen sind, geschweige denn Dinge, die außerhalb ihrer selbst liegen und auf die sie verzichten könnten. Sie sind Teil der Natur von Antichristen, sie liegen in ihrem Inneren, in ihrem Blut, sie sind ihnen angeboren. Antichristen ist es nicht gleichgültig, ob sie Ruf und Status besitzen; das ist nicht ihre Einstellung. Was ist dann ihre Einstellung? Ruf und Status sind eng mit ihrem täglichen Leben verbunden, mit ihrem täglichen Zustand, mit dem, wonach sie täglich streben. Daher sind Ruf und Status für Antichristen ihr Leben. Gleichgültig, wie sie leben, gleichgültig, in welchem Umfeld sie leben, gleichgültig, welche Arbeit sie verrichten, gleichgültig, wonach sie streben, was ihre Ziele sind, was die Richtung ihres Lebens ist, es dreht sich alles darum, einen guten Ruf und einen hohen Status zu haben. Und dieses Ziel ändert sich nicht; sie können solche Dinge nie beiseitelegen. Das ist das wahre Gesicht von Antichristen, das ist ihr Wesen. Ihr könntet sie in einen Urwald tief in den Bergen stecken, und sie würden trotzdem ihr Streben nach Ruf und Status nicht beiseitelegen. Man kann sie in jede beliebige Gruppe von Menschen stecken und alles, woran sie denken können, sind immer noch Ruf und Status. Obwohl auch Antichristen an Gott glauben, sehen sie das Streben nach Ruf und Status als gleichwertig mit dem Glauben an Gott an und stellen diese beiden Dinge auf eine Stufe. Das heißt, während sie den Weg des Glaubens an Gott gehen, streben sie auch nach ihrem eigenen Ruf und Status. Man kann sagen, dass in den Herzen der Antichristen das Streben nach der Wahrheit in ihrem Glauben an Gott gleichbedeutend mit dem Streben nach Ruf und Status ist und dass das Streben nach Ruf und Status auch das Streben nach der Wahrheit ist; Ruf und Status zu erlangen, bedeutet, die Wahrheit und das Leben zu erlangen. Wenn sie das Gefühl haben, dass sie weder Ruhm noch Gewinn noch Status haben, dass niemand zu ihnen aufblickt, sie verehrt oder ihnen folgt, dann sind sie enorm enttäuscht. Sie glauben, dass es keinen Sinn hat, an Gott zu glauben, dass es keinen Wert hat, und sie sagen sich: ‚Ist dieser Glaube an Gott ein Fehlschlag? Fehlt mir nicht jegliche Hoffnung?‘ Sie stellen in ihrem Herzen oft über solche Dinge Berechnungen an. Sie rechnen sich aus, wie sie sich einen Platz im Haus Gottes verschaffen können, wie sie ein hohes Ansehen in der Kirche genießen können, wie sie die Leute dazu bringen können, ihnen zuzuhören, wenn sie etwas sagen, und sie zu unterstützen, wenn sie handeln, wie sie die Leute dazu bringen können, ihnen überallhin zu folgen, und wie sie in der Kirche eine einflussreiche Stimme haben und Ruhm, Gewinn und Status genießen können – sie konzentrieren sich wirklich auf solche Dinge in ihren Herzen. Das ist es, was solche Menschen anstreben“ (Das Wort, Bd. 4, Antichristen entlarven: Punkt 9 (Teil 3)). Aus Gottes Worten verstand ich, dass Antichristen bei allem, was sie tun, immer ihren eigenen Ruf und Status an erste Stelle setzen. Für sie sind Ruf und Status lebenslange Ziele. War mein Streben nicht dasselbe wie das der Antichristen? Rückblickend haben mir meine Eltern und Lehrer schon als Kind beigebracht, dass man ehrgeizig leben sollte, dass ich danach streben sollte, in jeder Gruppe die Beste und ein Vorbild für andere zu sein, nur so könne mein Leben wertvoll sein. Ich erinnerte mich, dass ich als Kind vor Wettbewerben immer erst meine Gewinnchancen einschätzte. Wenn ich sicher war, dass ich gewinnen würde, machte ich mit. Waren meine Chancen gering, nahm ich lieber nicht teil, anstatt zu riskieren, mein Gesicht zu verlieren. Für mich gab es kein „Dabei sein ist alles“, sondern nur „Gewinnen ist alles“. Diese Einstellung hatte sich auch auf meine Pflichten in Gottes Haus übertragen. Ich wollte immer nur die Pflichten tun, in denen ich gut war, da dies meine Arbeitsfähigkeit unter Beweis stellen und mir die Anerkennung anderer einbringen würde. Ich war nicht bereit, Aufgaben zu übernehmen, in denen ich nicht gut war, weil ich nicht wollte, dass die Brüder und Schwestern meine unwissende und unbeholfene Seite sahen. Ich konnte sehen, dass jede Offenbarung und jede Handlung von mir sich um Ansehen und Status drehte. Was ich offenbarte, war genau die Disposition der Antichristen. Wenn ich Ansehen und Status hatte, fühlte ich mich bei meiner Arbeit beflügelt und empfand die Pflicht als wertvoll und bedeutungsvoll. Sobald ich dieses Ansehen und diesen Status verlor, verlor ich ebenfalls den Wunsch, meine Pflicht zu tun. Überlegungen und Pläne für mein eigenes Ansehen und meinen Status anzustellen, war für mich so selbstverständlich wie das tägliche Essen und Schlafen. Solch satanische Philosophien wie „Ein Mann hinterlässt dort, wo er Zeit verbracht hat, seinen Namen; so wie eine Gans dort, wo sie fliegt, gellend schnattert“ und „Der Mensch kämpft sich aufwärts; Wasser fließt abwärts“ hatten sich tief in meinem Herzen verwurzelt und wurden zu den Zielen und Maßstäben, nach denen ich mich verhielt. Wenn ich nicht Buße tat und mich nicht änderte, würde ich früher oder später von Gott dafür bloßgestellt und ausgemustert werden, dass ich durch mein Streben nach Ansehen und Status dem Weg der Antichristen folgte.
Bei einer Versammlung hörte ich einen Abschnitt von Gottes Worten, der mir einen klaren Weg für die Praxis aufzeigte und mir Gottes Anforderungen an die Menschheit verständlich machte. Der Allmächtige Gott sagt: „Da du friedlich als Mitglied in Gottes Haus bleiben möchtest, solltest du zunächst lernen, wie man ein gutes geschaffenes Wesen ist und seine Pflichten gemäß seinem Platz erfüllt. In Gottes Haus wirst du dann zu einem geschaffenen Wesen, das seinem Namen gerecht wird. Ein geschaffenes Wesen, das ist deine Identität nach außen hin und deine Bezeichnung und sollte mit bestimmten Erscheinungsformen und einem bestimmten Wesen einhergehen. Es geht nicht nur um den Titel: da du ein geschaffenes Wesen bist, solltest du die Pflichten eines geschaffenen Wesens erfüllen. Da du ein geschaffenes Wesen bist, solltest du der Verantwortung eines solchen gerecht werden. Was sind also die Pflichten und die Verantwortung eines geschaffenen Wesens? Legt Gottes Wort die Pflichten, Verpflichtungen und die Verantwortung geschaffener Wesen nicht klar und deutlich dar? Ab heute bist du ein echtes Mitglied von Gottes Haus, das heißt, du erkennst an, dass du eines der geschaffenen Wesen Gottes bist. Folglich solltest du ab heute deine Lebenspläne neu formulieren. Du solltest nicht mehr deine vorherigen Bestrebungen, Wünsche und Lebensziele anstreben, sondern von ihnen ablassen. Stattdessen solltest du deine Identität und deine Perspektive ändern, um die Lebensziele und die Richtung im Leben zu planen, die ein geschaffenes Wesen haben sollte. In erster Linie sollten deine Ziele und deine Richtung nicht darin bestehen, eine Führungsrolle einzunehmen oder in irgendeiner Branche führend oder hervorragend zu sein oder eine berühmte Persönlichkeit zu werden, die eine bestimmte Aufgabe ausführt oder eine bestimmte Fähigkeit beherrscht. Dein Ziel sollte sein, deine Pflicht von Gott anzunehmen, das heißt, zu wissen, welche Arbeit du jetzt in diesem Moment tun sollst, und zu verstehen, welche Pflicht du ausführen sollst. Du musst dich fragen, was Gott von dir verlangt und welche Pflicht für dich in Seinem Haus angeordnet wurde. Du solltest Verständnis der Grundsätze erlangen, die in Bezug auf diese Pflicht verstanden, begriffen und befolgt werden sollten und dir Klarheit über sie verschaffen. Wenn du sie dir nicht merken kannst, kannst du sie dir notieren oder auf deinem Computer speichern. Nimm dir die Zeit, sie durchzusehen und dir darüber Gedanken zu machen. Als Mitglied der geschaffenen Wesen sollte dein Hauptziel im Leben darin bestehen, deine Pflicht als geschaffenes Wesen zu erfüllen und ein geeignetes geschaffenes Wesen zu sein. Das ist das grundlegendste Lebensziel, das du haben solltest. Danach kommt die konkretere Frage, wie du deine Pflicht als geschaffenes Wesen erfüllen und ein geeignetes geschaffenes Wesen werden kannst. Natürlich solltest du jegliche Ziele oder Richtungen aufgeben, die mit deinem Ruf, deinem Status, deinem Stolz und deiner Zukunft und so weiter zu tun haben“ (Das Wort, Bd. 6, Über das Streben nach der Wahrheit: Wie man nach der Wahrheit strebt (7)). Gott verlangt von jedem geschaffenen Wesen, dass es seine Pflichten entsprechend seinem Platz erfüllt und sich seiner aktuellen Arbeit und Pflichten bewusst ist. Allen Zielen, die mit dem eigenen Ansehen, Status oder der Zukunft zusammenhängen, sollte entsagt werden. Meine jetzige Pflicht ist das Singen. Was ich tun sollte, ist, mich mehr darauf zu konzentrieren, die Gesangsfertigkeiten und -techniken zu studieren und danach zu streben, meinen Gesang so schnell wie möglich zu verbessern. Ich sollte nicht am Ruhm meiner früheren Rolle als Koordinatorin festhalten und mir beim Üben des Singens auch keine Gedanken darüber machen, wie mein Ansehen und mein Status beeinflusst werden. Das ist kein Ausdruck von Bodenständigkeit beim Ausführen der Pflicht. Nachdem ich das verstanden hatte, versuchte ich mein Bestes, nach Gottes Worten zu praktizieren. Dabei konzentrierte ich mich darauf, meine verderbte Disposition und meine abwegigen und absurden Ansichten beim Praktizieren des Singens anzugehen. Immer wenn ich mir Sorgen um mein Ansehen und meinen Status machte und zögerte, frei zu singen, betete ich im Stillen zu Gott und bat Ihn, mich zu führen und mir zu helfen, meinen Stolz und meinen Status abzulegen. Obwohl ich manchmal immer noch niedergeschlagen und verärgert darüber war, dass ich nicht gut sang, gelang mir, durch das Essen und Trinken von Gottes Worten klar zu erkennen, dass meine Sichtweise auf mein Streben falsch war. Gott verlangt von den Menschen nicht, in irgendeiner Branche eine führende oder herausragende Persönlichkeit zu sein, sondern Er lehrt sie, an ihren Pflichten und Verantwortlichkeiten festzuhalten. Als ich das erkannte, bekam ich meine negativen Gefühle schnell in den Griff und es gelang mir, beim Singen weniger eingeschränkt zu sein. Nach einiger Zeit sagte unser Vorgesetzter, dass ich beim Singen Fortschritte gemacht hätte, und ließ mich an den Aufnahmen teilnehmen. Als ich diese kleine Verbesserung meiner Fertigkeiten sah, war ich sehr glücklich. Mir wurde auch klar, dass Fortschritte bei den Fertigkeiten eng mit dem persönlichen Lebenseintritt verbunden sind. Solange ich mich auf mein Ansehen und meinen Status fixierte, fühlte ich mich in allem gebunden und eingeschränkt und konnte Gottes Führung in meiner Pflicht nicht spüren. Aber als ich bereit war, meinen Stolz und meinen Status beiseitezulegen und meine Fertigkeiten ernsthaft zu üben, entdeckte ich unbewusst neue Wege der Praxis.
Durch diese Erfahrung habe ich wirklich erkannt, dass das Streben nach Ansehen und Status anstelle der Wahrheit mir nicht geholfen hat, meine Pflicht gut zu tun. Stattdessen hat es die Kirchenarbeit beeinträchtigt. Mir wurde auch bewusst, dass diese Neuzuweisung meiner Pflicht Gottes großer Schutz für mich war. Sie gab mir die Gelegenheit, meine Verderbtheit und meine Mängel zu erkennen, meinen richtigen Platz zu finden, mich zu unterwerfen und meine Pflicht mit Seelenfrieden zu tun. Dank sei Gott für Seine Errettung meiner!