59. Ist Scheinharmonie schon harmonische Zusammenarbeit?
Anfang 2022 war ich für die Arbeit mehrerer Gemeinden verantwortlich. Eines Tages, als einige von uns gemeinsam die Arbeit besprachen, erwähnte Bruder Michael, dass eine Gemeinde Schwester Clara zur Leiterin gewählt hatte. Sobald ich diesen Namen hörte, stockte mir das Herz. Ich dachte: „Als sie früher Leiterin war, konnte sie nicht harmonisch mit den Brüdern und Schwestern zusammenarbeiten. Sie kämpfte immer um Ruhm und Gewinn und grenzte sogar Andersdenkende aus. Das fügte den Brüdern und Schwestern einigen Schaden zu, und schließlich wurde sie entlassen, weil sie den Weg eines Antichristen ging. Hat sie etwa ihre früheren Verfehlungen erkannt? Wenn sie keine Buße getan hat, wäre es nicht angemessen, dass sie wieder zur Leiterin gewählt wird.“ Aber dann dachte ich: „Für diese Gemeinde ist hauptsächlich Michael verantwortlich. Wenn ich meine Bedenken äußere, wird er dann denken, ich versuche, ihm Schwierigkeiten zu bereiten? Das würde die zukünftige Zusammenarbeit erschweren. Ach, was soll’s, ich kenne Clara sowieso nicht besonders gut, und würde Michael nicht besser als ich wissen, ob sie sich wirklich selbst kennt? Ich sollte es besser nicht ansprechen.“ Aus Angst, andere vor den Kopf zu stoßen, entschied ich mich zu schweigen. Einige andere Brüder und Schwestern in unserem Team sagten auch: „Obwohl die Meinungen über Clara eher mittelmäßig sind, können wir sie eine Zeit lang üben lassen und sehen, wie es läuft. Wenn sie nicht geeignet ist, können wir sie ja entlassen.“ Ich merkte, dass alle dachten, Clara sei geeignet, und dass ich die Einzige mit einer anderen Meinung war, also wollte ich nichts mehr sagen und dachte: „Ich bin mit Claras aktueller Situation nicht vertraut. Wenn sie wirklich Buße getan hat, werden dann nicht alle denken, ich urteile vorschnell und es mangelt mir an Menschlichkeit? Vergiss es, ich sage besser nichts.“
Eines Abends fragte mich eine Schwester: „Hat Clara ihre Verfehlungen erkannt? Erfüllt sie die Bedingungen, um eine Leiterin zu sein? Ich weiß nicht, nach welchen Grundsätzen ihr sie beurteilt.“ Diese Flut von Fragen traf mich unvorbereitet, aber ich wusste, dass darin definitiv Gottes Absicht lag. Die Schwester fuhr fort: „Als sie früher Leiterin war, kämpfte Clara um Ruhm und Gewinn, was die Arbeit der Gemeinde schwerwiegend störte und unterbrach, und in ihrem gemeinschaftlichen Austausch während der Versammlungen zeigte sie keinerlei Selbstreflexion. Ich mache mir Sorgen, dass sie jetzt, da sie wieder zur Leiterin gewählt wurde, in ihre alten Gewohnheiten zurückfallen wird, was der Arbeit der Gemeinde schaden würde. Sollten wir uns ihr Verhalten nicht genauer ansehen?“ Als ich die Bedenken der Schwester hörte, wurde ich unruhig. Die Wahrheit war, ich hatte dieselben Bedenken, aber ich hatte Angst, Michael würde denken, ich versuche, ihm Schwierigkeiten zu bereiten, und da die anderen Brüder und Schwestern alle einverstanden gewesen waren, wollte ich niemanden vor den Kopf stoßen, also schwamm ich einfach mit dem Strom. In einer so wichtigen Angelegenheit wie der Auswahl eines Leiters war ich so oberflächlich und unverantwortlich! Bei diesem Gedanken überkamen mich tiefe Schuldgefühle. In dieser Nacht wälzte ich mich hin und her und konnte einfach nicht schlafen. Am nächsten Morgen sprach ich mit einigen der Brüder und Schwestern in unserem Team über die Angelegenheit. Nachdem Michael das gehört hatte, untersuchte er die Situation genauer, indem er sich bei jemandem erkundigte, der Bescheid wusste. Am Ende waren sich alle einig: Clara hatte ihre Verfehlungen nicht erkannt. Und da sie die Wahrheit nicht annahm, war sie als Leiterin ungeeignet. Also wurde sie entlassen. Danach überkam mich ein noch stärkeres Gefühl von Schuld und Reue, und ich dachte: „In der Angelegenheit mit Clara als Leiterin hatte ich eindeutig eine andere Meinung, habe sie aber nicht geäußert und bin einfach mit dem Strom geschwommen. Ich war wirklich unverantwortlich!“ Ich las einige von Gottes Worten: „Manche Menschen wollen es allen recht machen und melden oder entlarven andere nicht, wenn sie sehen, dass sie schlechte Dinge tun. Sie sind zuvorkommend und lassen sich leicht umstimmen. Sie gehorchen falschen Leitern und Antichristen, die die Arbeit der Kirche stören, beleidigen niemanden und gehen immer Kompromisse ein, indem sie sich weder nach rechts noch nach links neigen. Oberflächlich betrachtet scheinen sie Menschlichkeit zu besitzen – sie gehen nicht zu weit und haben ein kleines Maß an Gewissen und Vernunft, aber die meiste Zeit über schweigen sie und äußern ihre Ideen nicht. Was hältst du von solchen Menschen? Sind sie nicht glatt und hinterhältig? Genauso sind hinterhältige Menschen. Wenn etwas passiert, machen sie den Mund nicht auf und äußern nicht leichtfertig ihre Meinung, sondern schweigen immer. Das bedeutet nicht, dass sie vernünftig sind; im Gegenteil, es zeigt, dass sie ziemlich gut getarnt sind, dass sie etwas zu verbergen haben, dass ihre Verschlagenheit tief sitzt“ (Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Man kann die Wahrheit erlangen, indem man Gott sein Herz schenkt). „Es muss einen Maßstab dafür geben, ‚gute Menschlichkeit‘ zu haben. Dazu gehört nicht, den Weg der Mäßigung einzuschlagen, sich nicht an Prinzipien zu halten, sich zu bemühen, niemandem vor den Kopf zu stoßen, sich überall anzubiedern, bei jedem, den man trifft, geschmeidig und aalglatt zu sein und dafür zu sorgen, dass alle gut über dich sprechen. Das ist nicht der Maßstab. Was ist der Maßstab dann? Er beinhaltet, in der Lage zu sein, sich Gott und der Wahrheit zu unterwerfen. Er beinhaltet, mit Prinzipien und Verantwortungsbewusstsein an seine Pflicht und alle möglichen Menschen, Ereignisse und Dinge heranzugehen. Dies ist für alle offensichtlich; jeder ist sich in seinem Herzen darüber im Klaren. Außerdem wirft Gott einen prüfenden Blick in die Herzen der Menschen und kennt ihre Situation, die eines jeden einzelnen von ihnen; ganz gleich, wer es auch ist, niemand kann Gott täuschen. Manche Leute brüsten sich immer damit, dass sie gute Menschlichkeit besitzen, dass sie nie schlecht über andere reden, nie den Interessen von irgendjemand anderem schaden, und sie behaupten, dass sie nie anderer Leute Besitz begehrt haben. Wenn es einen Interessenskonflikt gibt, ist es ihnen sogar lieber, Verlust zu erleiden, als andere zu übervorteilen, und alle anderen denken, sie wären gute Menschen. Doch wenn sie im Hause Gottes ihren Pflichten nachgehen, sind sie verschlagen und gerissen und schmieden stets Intrigen für sich selbst. Niemals denken sie an die Interessen des Hauses Gottes, niemals behandeln sie die Dinge dringlich, die Gott als dringlich behandelt oder denken so, wie Gott denkt, und niemals können sie ihre eigenen Interessen beiseitelassen, um ihre Pflichten zu erfüllen. Sie entsagen nie ihren eigenen Interessen. Selbst wenn sie sehen, wie böse Menschen Böses tun, entlarven sie sie nicht. Sie haben keinerlei Prinzipien. Was soll das für eine Menschlichkeit sein? Das ist keine gute Menschlichkeit“ (Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Man kann die Wahrheit erlangen, indem man Gott sein Herz schenkt). Als ich mich im Licht von Gottes Worten betrachtete, schämte ich mich zutiefst. Gott sagt, der Maßstab für eine gute Menschlichkeit ist es, ein aufrichtiges Herz gegenüber Gott und anderen zu haben und bei allem, was man tut, verantwortlich zu sein. Es bedeutet auch, den Mut zu haben, aufzustehen und einzugreifen, um zu verhindern, dass die Arbeit der Gemeinde Schaden nimmt, wenn man sieht, wie sie geschädigt wird. Das ist wahre Menschlichkeit und ehrliches Verhalten. Wenn jemand ein Problem sieht, aber seine Meinung nicht äußert, schweigt und niemanden vor den Kopf stößt, mag er vernünftig erscheinen, aber in Wirklichkeit ist das jemand, der voller Intrigen, aalglatt und hinterlistig ist. Als ich über mein Verhalten in der Angelegenheit mit Clara nachdachte, hatte ich eindeutig Bedenken in meinem Herzen. Ich machte mir Sorgen, dass sie ihre früheren Verfehlungen weder reflektiert noch erkannt hatte. Ich befürchtete, dass sie, jetzt, da sie wieder gewählt worden war, wahrscheinlich in ihre alten Gewohnheiten zurückfallen würde. Das würde sich nachteilig auf die Arbeit der Gemeinde und den Lebenseintritt der Brüder und Schwestern auswirken. Aber ich hatte Angst, Leute vor den Kopf zu stoßen und von meinen Partnern missverstanden zu werden. Ich machte mir auch Sorgen, dass, wenn meine Meinung falsch wäre, alle sagen würden, ich urteile vorschnell und es mangele mir an Menschlichkeit, also sagte ich nichts. Um mir in den Herzen der Menschen ein gutes Image aufzubauen und die harmonischen Beziehungen zu meinen Partnern zu wahren, entschied ich mich, zu schweigen und eine Jasagerin zu sein, ungeachtet dessen, ob die Arbeit der Gemeinde darunter leiden würde. Meine Menschlichkeit ist wirklich hinterlistig und verachtenswert! Ich hatte mich so gut verstellt, dass die Brüder und Schwestern um mich herum meine wahren Gedanken nicht kannten und sogar dachten, ich sei umgänglich, geriete niemals mit anderen in Konflikt und hätte eine gute Menschlichkeit. Aber Gott prüft alles genau in meinem Herzen. Ich wahrte nicht die Arbeit der Gemeinde, sondern entschied mich stattdessen immer dafür, meine Beziehungen zu anderen aufrechtzuerhalten. Inwiefern praktizierte ich da die Wahrheit oder tat meine Pflicht? Ich war für Gott so abscheulich!
Später las ich eine weitere Passage von Gottes Worten: „Egal, was du tust, um deine Beziehungen zu anderen Menschen zu pflegen, egal, wie hart du arbeitest oder wie viel Energie du hineinsteckst, wenn du keine normale Beziehung zu Gott hast, wird all das zu einer menschlichen Philosophie für weltliche Belange gehören. Du wirst deine Stellung unter den Menschen schützen und ihr Lob durch menschliche Anschauung und menschliche Philosophien erlangen, anstatt normale zwischenmenschliche Beziehung nach dem Wort Gottes aufzubauen. Wenn du dich nicht auf deine Beziehungen zu Menschen konzentrierst und stattdessen eine normale Beziehung zu Gott pflegst, wenn du bereit bist, dein Herz Gott zu geben und zu lernen, dich Ihm zu unterwerfen, dann werden deine zwischenmenschlichen Beziehungen auf natürlichem Wege normal werden. Diese Beziehungen werden dann nicht auf dem Fleisch aufgebaut sein, sondern auf der Grundlage der Liebe Gottes. Du wirst fast keine fleischlichen Interaktionen mit anderen Menschen haben, dafür wird es auf einer geistlichen Ebene gemeinschaftlichen Austausch und gegenseitige Liebe, Trost und Fürsorge zwischen euch geben. Das alles erfolgt auf der Grundlage eines Verlangens danach, Gott zufriedenzustellen – diese Beziehungen werden nicht durch menschliche Philosophien für weltliche Belange aufrechterhalten, sie entstehen natürlich, wenn man für Gott eine Last trägt. Sie erfordern keine künstlichen, menschlichen Anstrengungen von dir, du musst nur nach den Grundsätzen der Worte Gottes praktizieren“ (Das Wort, Bd. 1, Das Erscheinen und Wirken Gottes: Es ist sehr wichtig, eine normale Beziehung zu Gott aufzubauen). Aus Gottes Worten verstand ich, dass man, um normale Beziehungen zu Menschen zu haben, zuerst eine normale Beziehung zu Gott aufbauen muss. Man muss sein Herz Gott geben und darf seine fleischlichen Beziehungen weder auf Satans Philosophien für weltliche Belange stützen noch seinen Status oder sein Ansehen in den Herzen anderer berücksichtigen; man muss seine Pflicht mit einem ehrlichen Herzen tun und in allen Dingen gemäß den Wahrheitsgrundsätzen handeln. Auf diese Weise werden die Beziehungen zu den Brüdern und Schwestern von ganz allein normal. Beziehungen, die man dadurch aufrechterhält, dass man sich auf Philosophien für weltliche Belange stützt, sind keine normalen Beziehungen, und sie werden von Gott verabscheut. Solche Beziehungen halten für gewöhnlich nicht lange. Als ich über die Angelegenheit mit Clara nachdachte, wurde mir klar, dass ich unverantwortlich mit dem Strom geschwommen war und nach den satanischen Philosophien lebte, wie: „Sich über die Fehler guter Freunde in Stillschweigen zu hüllen sorgt für eine lange und gute Freundschaft“ und „Sprich gute Worte in Harmonie mit den Gefühlen und der Vernunft anderer Menschen, denn wenn du ehrlich bist, ärgert es andere“. Ich glaubte, dass ich durch diese Art des Umgangs mit Menschen Konflikte vermeiden und Beziehungen aufrechterhalten könnte. Ich dachte, dies könnte zu einer harmonischen Zusammenarbeit führen. Aber in Wirklichkeit war genau das Gegenteil der Fall. Indem ich nach diesen Philosophien für weltliche Belange lebte, wurde ich zunehmend aalglatt und hinterlistig. Wenn etwas geschah, war meine Priorität, meinen Ruf und meinen Status zu schützen und meine Beziehungen zu anderen aufrechtzuerhalten. Obwohl dies vorübergehend die Harmonie aufrechterhalten mag, gibt es bei dieser Art der Zusammenarbeit keine Aufrichtigkeit, und sie verfehlt das Ziel der gegenseitigen Unterstützung und Kontrolle. Die Gemeinde hatte uns zur Zusammenarbeit bei den Pflichten eingeteilt, damit wir uns bei wichtigen Angelegenheiten gegenseitig beaufsichtigen und im Zaum halten würden. Aber ich war unverantwortlich gewesen, hatte wie eine Jasagerin gehandelt, Probleme gesehen, sie aber nicht angesprochen und so der Arbeit der Gemeinde geschadet. Ich war so unverantwortlich gewesen!
Später suchte ich weiter und fragte mich: „Was genau ist wahre harmonische Zusammenarbeit?“ Eine Schwester schickte mir ein paar Passagen von Gottes Worten: „Wenn du deine Pflichten gut erfüllen und Gottes Absichten zufriedenstellen willst, dann musst du zuerst lernen, harmonisch mit anderen zusammenzuarbeiten. Wenn du mit deinen Brüdern und Schwestern zusammenarbeitest, solltest du Folgendes bedenken: Was ist Harmonie? Sind meine Worte in Harmonie mit ihnen? Sind meine Gedanken in Harmonie mit ihnen? Ist die Art und Weise, wie ich Dinge erledige, in Harmonie mit ihnen? Überlege dir, wie du in Harmonie mit anderen zusammenarbeiten kannst. Manchmal bedeutet Harmonie, Nachsicht und Toleranz zu zeigen, aber es bedeutet auch, seinen Standpunkt zu vertreten und sich für Grundsätze einzusetzen. Harmonie bedeutet nicht, in Bezug auf Grundsätze Kompromisse einzugehen, um die Wogen zu glätten, oder zu versuchen, Jasager zu sein oder stets einen Weg der Mäßigung einzuschlagen – und schon gar nicht, sich bei jemandem einzuschmeicheln. Dies sind Grundsätze. Wenn du diese Grundsätze begriffen hast, werden deine Worte und Taten, ohne dass du dir dessen bewusst bist, in Übereinstimmung mit Gottes Absichten stehen, und du wirst die Wirklichkeit der Wahrheit ausleben. Auf diese Weise ist es leicht, Eintracht zu erreichen“ (Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Über harmonische Zusammenarbeit). „Manche solcher Menschen werden sagen: ‚Du behauptest, ich sei unfähig, mit irgendjemandem zusammenzuarbeiten – nun, ich habe einen Arbeitspartner! Er arbeitet gut mit mir zusammen: Er begleitet mich überall hin und tut, was ich tue; egal, wohin ich ihn schicke, dorthin geht er; er tut, was auch immer ich ihm auftrage, und zwar genau so, wie ich es ihm sage.‘ Ist das mit Zusammenarbeit gemeint? Nein. Das nennt man ein Lakai sein. Ein Lakai tut, was du ihm befiehlst – ist das Zusammenarbeit? So jemand ist eindeutig ein Lakai, ohne Ideen oder Ansichten und besonders ohne eigene Meinungen. Darüber hinaus ist seine Denkweise die eines Jasagers. Solche Menschen sind in nichts, was sie tun, sorgfältig, sondern gehen oberflächlich nach Schema F vor, und sie wahren nicht die Interessen von Gottes Haus. Welchen Zweck könnte eine solche Zusammenarbeit erfüllen? Mit wem auch immer sie zusammenarbeiten, sie tun einfach, was ihnen befohlen wird, und sie sind und bleiben Diener. Sie hören auf alles, was andere sagen, und tun alles, was andere ihnen auftragen. Das ist keine Zusammenarbeit. Was macht Zusammenarbeit aus? Ihr müsst in der Lage sein, Dinge miteinander zu besprechen und eure Ansichten und Meinungen zu äußern; ihr müsst euch ergänzen und gegenseitig beaufsichtigen, voneinander suchen, euer Gegenüber um Rat fragen und einander erinnern. Das ist es, was es heißt, harmonisch zusammenzuarbeiten. Angenommen, du hast etwas nach deinem eigenen Willen gehandhabt, und jemand sagt: ‚Du hast das falsch gemacht, komplett im Widerspruch zu den Grundsätzen. Warum hast du es einfach so gemacht, wie du es wolltest, ohne die Wahrheit zu suchen?‘ Darauf antwortest du: ‚Das stimmt – ich bin froh, dass du mich alarmiert hast! Hättest du das nicht getan, wäre das eine Katastrophe gewesen!‘ Das heißt es, einander zu erinnern. Was bedeutet, sich gegenseitig zu beaufsichtigen? Jeder hat eine verdorbene Disposition und könnte bei der Ausführung seiner Pflicht oberflächlich sein und nur seinen eigenen Status und sein eigenes Ansehen wahren und nicht die Interessen von Gottes Haus. Solche Zustände gibt es bei jedem Menschen. Wenn du erfährst, dass jemand ein Problem hat, solltest du die Initiative ergreifen und mit ihm Gemeinschaft halten, ihn daran erinnern, seine Pflicht gemäß den Grundsätzen auszuführen, und es gleichzeitig als Warnung für dich selbst betrachten. Das ist gegenseitige Beaufsichtigung. Welche Funktion hat diese gegenseitige Beaufsichtigung? Sie dient dazu, die Interessen von Gottes Haus zu schützen und gleichzeitig zu verhindern, dass Menschen auf den falschen Weg geraten. Zusammenarbeit hat neben dem gegenseitigen Erinnern und der gegenseitigen Beaufsichtigung noch eine weitere Funktion: sich gegenseitig um Rat zu fragen“ (Das Wort, Bd. 4, Antichristen entlarven: 8. Sie wollen, dass die anderen sich nur ihnen unterwerfen, nicht der Wahrheit oder Gott (Teil 1)). Gottes Worte stellten meine wahre Situation bloß. Oft war ich bei der Zusammenarbeit mit Brüdern und Schwestern wie eine Marionette, äußerte meine eigenen Ansichten nicht und spielte überhaupt keine beaufsichtigende Rolle. Wahre Zusammenarbeit beinhaltet gegenseitige Erinnerungen und Beaufsichtigung. Da wir alle viele verdorbene Dispositionen haben, neigen wir dazu, bei unseren Pflichten unserem eigenen Willen zu folgen und willkürlich zu handeln. Wenn wir uns bei unserer Zusammenarbeit gegenseitig anleiten, helfen oder zurechtstutzen können, können wir vermeiden, der Arbeit zu schaden und den falschen Weg einzuschlagen. Da wir außerdem die Wahrheit nicht vollständig verstehen und wir alle viele Mängel und Unzulänglichkeiten haben, können viele Angelegenheiten nicht umfassend berücksichtigt werden; manchmal können Erinnerungen von Partnern Abweichungen rechtzeitig korrigieren und Fehler bei der Arbeit verringern. Gegenseitige Beaufsichtigung und Erinnerungen sind in der Tat sehr wichtig! Aber ich hatte immer gedacht, dass harmonische Zusammenarbeit bedeutet, friedlich miteinander auszukommen, und glaubte, dass es die Leute vor den Kopf stoßen würde, wenn man ihre Schwächen aufzeigt oder Vorschläge macht. Meine Sichtweise auf die Dinge war wirklich verzerrt! Tatsächlich geht es bei harmonischer Zusammenarbeit weder darum, dass alle miteinander auskommen und niemand vor den Kopf gestoßen wird, noch darum, Dinge zu beschönigen und ein Jasager zu sein. Es geht darum, an Grundsätzen festzuhalten, standhaft zu sein und Gerechtigkeitssinn zu beweisen. Wenn wir sehen, dass unsere Brüder und Schwestern, mit denen wir zusammenarbeiten, gegen Grundsätze verstoßen, sollten wir sie erinnern, ihnen helfen oder sie zurechtstutzen. Dabei geht es nicht darum, anderen Schwierigkeiten zu bereiten oder persönlichem Groll Luft zu machen, sondern darum, unsere Pflichten gemäß den Grundsätzen zu tun, was ein Akt der Gerechtigkeit ist, um die Arbeit der Gemeinde zu wahren. Wegen meiner abwegigen und absurden Ansichten sah ich Probleme, sprach sie aber nicht an und drückte ein Auge zu. Inwiefern war das eine harmonische Zusammenarbeit mit meinen Brüdern und Schwestern? Damit lebte ich einfach nur nach den Philosophien für weltliche Belange und war in meinen Pflichten unverantwortlich. Wenn ich so mitarbeitete, spielte ich überhaupt keine beaufsichtigende Rolle. Als mir das bewusst wurde, empfand ich Abscheu vor mir selbst.
Später las ich eine weitere Passage von Gottes Worten und erlangte ein gewisses Verständnis für Gottes Anforderungen. Der Allmächtige Gott sagt: „Wenn dein Weg der Praxis richtig ist und du dich in die richtige Richtung bewegst, wirst du eine schöne und strahlende Zukunft haben. Auf diese Weise wirst du mit einem friedlichen Herzen leben, dein Geist wird genährt sein, und du wirst dich erfüllt und zufrieden fühlen. Wenn du nicht in der Lage bist, dich von den Einschränkungen des Fleisches zu befreien, wenn du ständig durch Gefühle, persönliche Interessen und satanische Philosophien eingeschränkt bist, wenn du immer geheimnistuerisch sprichst und handelst und dich immer im Schatten verborgen hältst, dann lebst du unter der Macht Satans. Wenn du jedoch die Wahrheit verstehst, dich von den Einschränkungen des Fleisches befreist und die Wahrheit praktizierst, wirst du nach und nach das Abbild eines Menschen erlangen. Du wirst offen und ehrlich in deinen Worten und Taten sein und deine Meinungen, Ideen und die Fehler, die du gemacht hast, offenbaren können, damit sie für alle klar ersichtlich sind. Und schließlich werden sie in dir einen transparenten Menschen sehen. Was macht einen transparenten Menschen aus? Das ist jemand, der außerordentlich ehrlich ist, dessen Worte alle als wahr erachten. Selbst wenn er unbeabsichtigt lügt oder etwas Falsches sagt, können die Menschen ihm vergeben, da sie wissen, dass er das nicht absichtlich getan hat. Wenn so jemand erkennt, dass er gelogen oder etwas Falsches gesagt hat, entschuldigt er sich und stellt es richtig. Das ist ein transparenter Mensch. So jemand wird von allen gemocht, und alle vertrauen ihm. Dieses Niveau musst du erreichen, um Gottes Vertrauen und das Vertrauen anderer zu gewinnen. Das ist keine einfache Aufgabe – es ist das höchste Maß an Würde, das ein Mensch besitzen kann. So jemand hat Selbstachtung“ (Das Wort, Bd. 3, Die Diskurse des Christus der letzten Tage: Nur eine ehrliche Person kann das wirkliche Abbild eines Menschen ausleben). Gott möchte, dass wir in Wort und Tat offen und direkt sind, unsere Gedanken und Ideen offen mit anderen teilen, Angelegenheiten gemeinsam besprechen und als ehrliche Menschen leben. Solche Menschen werden von Gott geliebt und leben in Würde. Wenn wir das nächste Mal Angelegenheiten besprachen, brachte ich meine Gedanken und Ansichten bewusst vor, um mit den Brüdern und Schwestern, mit denen ich zusammenarbeitete, offen Gemeinschaft zu halten. Ich versteckte oder verheimlichte nichts mehr und versuchte auch nicht mehr, eine Jasagerin zu sein. Selbst wenn meine Gedanken noch nicht ganz ausgereift waren, brachte ich sie trotzdem vor. Wenn meine Ansichten falsch waren, legte ich meinen Stolz beiseite und nahm die Meinungen anderer an. Auf diese Weise zu praktizieren, brachte Frieden und Zuversicht in mein Herz.
Eines Tages diskutierten wir darüber, ob wir eine Schwester namens Anne wieder in die Gemeinde aufnehmen sollten. Anne hatte eine arrogante Disposition und hatte sich durchweg geweigert, die Wahrheit anzunehmen. Die Leiter hatten viele Male mit ihr Gemeinschaft gehalten, aber sie hatte weder über sich nachgedacht noch versucht, sich selbst zu erkennen. Stattdessen hatte sie alles noch schlimmer gemacht, indem sie vor den Brüdern und Schwestern über die Leiter richtete, sodass sie das Gemeindeleben störte und unterbrach. Schließlich wurde sie isoliert, um über sich selbst nachzudenken. Danach tat sie weiterhin ihre Pflichten, und in letzter Zeit war sie beim Predigen des Evangeliums ziemlich effektiv gewesen. Mehrere Partner stimmten zu, Anne wieder in die Gemeinde aufzunehmen, aber ich zögerte und dachte: „Obwohl Anne einigen Erfolg beim Predigen des Evangeliums hatte, ist ihre Disposition ziemlich böswillig, und sie ist niemand, der die Wahrheit annimmt. Sie hat weder ihre früheren bösen Taten wirklich erkannt, noch gab es irgendwelche sichtbaren Anzeichen von Buße. Sie nur wegen ihres vorübergehenden Erfolgs beim Predigen des Evangeliums wieder in die Gemeinde aufzunehmen, scheint nicht angemessen zu sein.“ Aber dann dachte ich: „Mehrere Partner haben bereits zugestimmt, und wenn ich die Einzige bin, die nicht zustimmt, was werden dann alle denken? Werden sie denken, dass ich immer anderer Meinung bin und dass es zu schwierig ist, mit mir auszukommen? Da alle anderen zustimmen, sollte ich vielleicht nichts sagen.“ Aber dann dachte ich plötzlich an die Situation mit Clara, in der ich unverantwortlich mit dem Strom geschwommen war und nicht den Mut hatte, zu den Wahrheitsgrundsätzen zu stehen, was zu Verzögerungen bei der Arbeit der Gemeinde führte. Ich bekam etwas Angst, also betete ich schnell zu Gott und sagte: „Gott, alle haben zugestimmt, Anne wieder in die Gemeinde aufzunehmen, aber ich fühle mich dabei immer noch unwohl. Ich möchte dieses Mal keine übereilte Entscheidung ohne Klarheit treffen. Ich möchte nach den Wahrheitsgrundsätzen handeln. Bitte erleuchte und führe mich.“ Nach dem Gebet schlug ich die Grundsätze für die Wiederaufnahme von Menschen in die Gemeinde nach, und in den Grundsätzen stand: Diejenigen, die durchweg arrogant und eingebildet sind und Zwietracht säen, sind unrettbar. Böse Menschen werden immer böse sein und können nicht wirklich Buße tun. Diejenigen, die in die Gemeinde zurückkehren, dürfen die Gemeinde absolut nicht stören und müssen mit der Mehrheit auskommen können. Nur solche Menschen sind geeignet, wieder in die Gemeinde aufgenommen zu werden. Diejenigen, die für die Gemeinde schädlich und nicht hilfreich sind, dürfen nicht wieder aufgenommen werden. Als ich dies mit Annes Verhalten verglich, dachte ich darüber nach, dass ihre Disposition ziemlich arrogant war und dass sie sich konsequent weigerte, die Wahrheit anzunehmen. Egal, wie die Brüder und Schwestern mit ihr Gemeinschaft hielten, sie dachte nicht nach und tat keine Buße. Auch wenn sie vorübergehend einigen Erfolg beim Predigen des Evangeliums gehabt hatte, war sie niemand, der die Wahrheit annahm, und wenn irgendetwas ihre Interessen berührte, neigte sie dazu, in ihre alten Gewohnheiten zurückzufallen und weiterhin die Arbeit der Gemeinde zu stören. Es war nicht angebracht, eine solche Person wieder in die Gemeinde aufzunehmen. Danach äußerte ich meine Ansichten, und mehrere Partner stimmten meiner Meinung zu, und am Ende wurde Anne nicht wieder in die Gemeinde aufgenommen. Als ich dieses Ergebnis sah, spürte ich einen tiefen Frieden und war beruhigt, meine Pflicht auf diese Weise zu tun.
Diese Erfahrung half mir zu verstehen, wie wichtig es ist, bei seiner Pflicht ein ehrliches Herz zu haben. Eine ehrliche Haltung bei seiner Pflicht zu haben und die Wahrheit zu praktizieren, ohne Angst zu haben, andere vor den Kopf zu stoßen, schützt die Arbeit der Gemeinde.